CHLOE 15x20CM
Recherchebasierte Rauminstallation / 6 Videos / Projektion / Fotografie / Parfumgeruch / Performance / 2 Kanal Sound / Maße variabel / 2017
„Chloe 15x20cm“ ist eine konzeptuelle Rauminstallation. Zentralen Ausgangspunkt bildet ein Stockfoto aus einem günstig erworbenen Bilderrahmen. „Chloe 15x20cm“ ist hierbei die exakte Produktbezeichnung des Bilderrahmenmodells. Der darin eigefasste Einleger zeigt ein Portraitfoto eines weiblichen Models, er dient als Platzhalter für private Fotos oder andere Motive.
Die Fotografie ist lediglich ein Abfallprodukt. Der Person auf dem Foto kommt keine weitere Bedeutung zu. Sie affiziert lediglich zum Kauf. Als potentielle Leerstelle wird sie durch die Inhalte des Käufers überschrieben, ausgetauscht und ersetzt. Ich stelle den Bilderrahmen bei mir zuhause auf. Das serielle Stockfoto integriert sich schnell in meinen persönlichen Wohnraum, vermittelt eine scheinbar existente Verbindung. Es entsteht zunehmend das Bedürfnis nach einer intimeren Beziehung zu der Person auf dem Bild.
Die installativen Elemente mischen dokumentarische Recherche mit fiktiven Narrativen. Die Identität des Models, die faktische Person dahinter wird ausgehend von wenigen Herstellerinformationen via Google-Bildersuche, Bilddatenbanken, Webseiten, Facebook, Instagram, VK und Ask.fm rekonstruiert. Ich nehme über ein anonymes Frageportal Kontakt zu der realen Person hinter dem Bild auf. Das Personenprofil verdichtet sich. Banale Informationen, wie Maße, Freizeitbeschäftigungen oder bevorzugte Konsumgüter werden ermittelt und schriftlich festgehalten. Meine komplexe, wenn auch auf den ersten Blick einseitige Beziehung öffnet neue künstlerische Spielräume. Die Anwendung der gleichen Beautyprodukte und Pflegeroutinen scheint zu einer molekularen Assimilation über die Haut zu führen. Fakten werden von Affekten und Phantasmen begleitet. Das dichte Personenprofil wird opak, es verliert seine digitale Transparenz.
Die Montage olfaktorischer, visueller und akustischer Teile in der Installation lässt beide Identitäten fluide werden. Die Fragmente sind kurzweilig, subtil und verdichten sich in der gesamten Installation zu einem sphärischen Geflecht. Darin blitzen weder meine noch Chloes Identität vollständig auf.
Die Arbeit wurde 2017 auf 360 m² in der Tiefgarage eines ehemaligen Ladenlokals in Saarbrücken konzipiert. Die begehbaren, mit Transparentfolien abgegrentzen Kammern, sind Mikrokosmen einer digital anmutenden Welt, deren Realitäten sich über Raum, Zeit und Körper manifestieren.
Man kann durch die Räume ein verschwommes Außen erkennen, die Bewegungen durch die Installation versetzen die Wände aus dünnen Folien ins Schwingen.
Chloes wahrer Name wird nicht genannt.