Video Essay Resusci Anne (7:38 min) Video bodybag (11:09 min) Wandzeichnungen Satin Scroll (Fotoprint auf Satin) Partslist (Beweismittelverzeichnis) Zine 16 Seiten + Print (Edition 100)
Die Wandzeichnungen stammen aus der Original-Bedienungsanleitung und zeigen Hände, die Puppenteile zerlegen. Durch das Verlängern des Fingernagels verwandeln sich die ehemals männlichen Hände in weiblich gelesene Hände. Zusätzlich zu den modifizierten Zeichnungen wurde ein Logo erstellt, basierend auf Grundlage des ursprünglichen Laerdal Medical Logos.
Zwei junge Frauen – zeitlich getrennt, in der Tragik ihrer Todesumstände verbunden.
»An endless history in a single thing. Escorted to climax by toymakers, doctors, pathologists, photographers, painters, writers, filmmakers, musicians, and a thousand other men I won’t mention here.«
L’Inconnue de la Seine: Ende des 19. Jahrhunderts wird die nicht identifizierbare Leiche einer jungen Frau aus der Seine geborgen, um deren vermeintlichen Selbstmord sich bis heute zahlreiche Mythen ranken. Später bekannt als die Unbekannte aus der Seine, erlangt die Totenmaske ihres Gesichts große Popularität. Die Kombination aus tragischem Schicksal und rätselhaften Todesumständen machen die Maske zu einem beliebten Einrichtungsgegenstand, Souvenir und Massenprodukt. Als ideale Projektionsfläche ist sie Muse für eine ganze Generation männlicher Künstler und Literaten des 20. Jahrhunderts.
»Saving lifes by kissing.«
Ein halbes Jahrhundert später macht Asmund Laerdal das Gesicht der Unbekannten aus der Seine zur Vorlage für eine bahnbrechende Erfindung: Resusci Anne. Auch bekannt als Rescue Annie, handelt es sich bei Resusci Anne um die erste standardisierte Reanimationspuppe, die zum Erlernen und Trainieren von Herz-Lungen-Wiederbelebung (CPR) weltweit eingesetzt wird.
»Annie, are you okay? Are you okay, Annie?«
»A line I read on the Internet hits me hard.«
Im Juli 2019 erschütterte der Mord an einer russischen Travelbloggerin und angehenden Ärztin die Medien. Der leblose Körper der jungen Frau wird in einem Reisekoffer gefunden. Für kurze Zeit ist ihr Schicksal weltweit virales Thema, was postmortem zu einer Verdoppelung ihrer Follower auf Instagram führt. Als im Zuge der Ermittlungen aufgedeckt wird, dass die junge Frau ihren luxuriösen Lebensstil mit einem Doppelleben als Escort finanziert hat, gerät die 24-Jährige in den russischen Medien stark in Kritik. In einer der quotenstärksten russischen Talkshows werden unzählige der insgesamt 651 Instagram-Posts auf vermeintliche Zusammenhänge untersucht.
Was passiert bei der fragmentarischen Gleichschaltung und Überblendung dieser beiden Narrative?
Ein Koffer, ein gefundener Körper, die Maske, Blumen, Instagram-Follower*innen – Fragmente, die herumwirbeln und kaum zu greifen sind.
»Well too many pictures to look at.«
Die anachronistische Montage beider Narrative lässt beide Identitäten fluide und zu einem einzigen mythischen und allegorischen Korpus verschmelzen.