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Fortlaufendes Archiv / Raumintervention / Projektion / Performance / Fotoserie  / Maße variabel / 2019/20


Copyright_archive bezeichnet ein Archiv bestehend aus anonymen Ebayauktionen.

Um einer möglichen Vervielfältigung zum Verkauf angebotener Fotografien entgegenzuwirken und eine ungefähre Vorstellung der Größenverhältnisse zu vermitteln, versehen Ebay-Verkäufer ihre Ware oftmals mit Gebrauchsgegenständen. Als Repräsentanten genormter Maßvorstellungen überlagern Zollstöcke, Feuerzeuge, Streichhölzer, Münzen, Kugelschreiber, Büroklammern, herkömmliche, wie banale Alltagsobjekte Aktfotografien unbekannter Frauen. Finger erscheinen im Bild, ebenso wie Haftnotizen, Reste von Klebestreifen, Zeichnungen oder Kritzeleien mit den Worten „Vorschau“, “SCAN”, „Kopierschutz“. Den nackten Körpern auf Ebay bieten die Gegenstände keinen Schutz, sondern schützen lediglich den erstrebten Auktionswert der Bilder. Durch die Störelemente scheinbar unbrauchbar gemacht, existieren diese Foto-Objekt-Arrangements innerhalb eines klar definierten Zeitfensters und verschwinden nach Auktionsende von der Benutzeroberfläche. 

Das hieraus resultierende copyright_archive hält diese Momente fest und umfasst mittlerweile nahezu 2500 Bilder aus vergangen Auktionen. Das Archiv ist Ausgangspunkt einer Vielzahl von Arbeiten, darunter Performances, eine interaktive Rauminstallation und eine Fotoarbeit mit dem Titel „EbayAesthetics29,82m”. 


EbayAesthetics ist eine Fotoserie, die die kommerziell motivierte Darstellungsform der Ebay-Ware in eine Ästhetik für neue Bildfindungen umkehrt, bei der ich die gefundenen Fotografien analysiere, rekonstruiere, zensiere und zerlege, sie mir methodisch aneigne. Die 22 1x1,5 Meter großen Leuchtrahmen erinnern an Werbetafeln oder Monitore und betragen aneinandergereiht eine Gesamtlänge von nahezu 30 Metern.  


Neben dem Einblick in das Archiv, haben die BetrachterInnen die Gelegenheit potentielle Höchstbietende zu werden,
bei den wechselnden Auktionen um meine privaten Aktfotografien. Auch hier verdecken Gegenstände den nackten oder leicht bekleideten Körper. Dabei inszeniere ich mich selbst in den Fotos: Der Selbstauslöser ist dabei Akt der Emanzipation und gleichzeitig automatisierte Produktion von neuen Waren, neuen Nudes, zahlreichen neuen Ebay Angeboten. Die Selbstobjektivierung thematisiert auch neoliberale Formen der Selbstoptimierung, wie die der Produktion des sogenannten eigenen Wertes und konfrontiert diese mit den Fotografien der Unbekannten aus den Ebay Anzeigen. Angeboten werden die Fotos auf meinem persönlichen Ebay-Account, der zu performativen Zwecken und diversen Auktionen zweckentfremdet wird.